Welch eine Weite 

Dat Land so wiet

So heißt der zweisprachige Gedichtband von Gerhard Stein, dessen 75 Haikus von Marianne Ehlers ins Plattdeutsche übertragen wurden. Interessant ist es, zu sehen, wie sie die etwas abstraktere Hochsprache in den konkreteren Dialekt holt und dabei sprachspielerisch auf der Höhe der Vorlage bleibt, ja sie manchmal sogar übertrifft. Wenn sie zum Beispiel aus: Nebelspaziergang/ Die Förde sieht nach Meer aus -/ Unsichtbares Schiff Folgendes macht: Spazeren in’n Nevel/ de Föör süht ut as de See – en Schipp ut de Sicht, wird das im zweiten Teil rhythmisch härter, verstärkt durch die fünffache S-Alliteration, was die grauselige Stimmung noch bedrohlicher macht. Das Taschenbändchen ist im Engelsdorfer Verlag, Leipzig, erschienen und kostet 8.40 €. ISBN 978-3-95488-697-5

Markus M. Jung

Rezension von Heike Thode-Scheel in den Kieler Nachrichten vom 23. Juni 2014: "Gerhard Stein, Experte, wat Haikus angeiht, hett  nu een Book mit 75 Haikus ut Sleswig-Holsteen rutbröcht – op Hoch un op Platt. He hett de hochdüütschen Haikus schreeven un Dichtersfru Marianne Ehlers vun‘ Sleswig-Holsteenschen Heimatbund hett se in’t Plattdüütsche överdragen: „Welch eine Weite. Dat Land so wiet“, heet dat lütte Book."

Maand ut Papeer

Heinrich Kröger 
Vorsitzender der Freudenthal-Gesellschaft, Soltau

Marianne Ehlers hat in der Edition Fehrs-Gilde einen in der Struktur erstaunlich einheitlichen plattdeutschen Gedichtband geschaffen.

Es sind fünf Zyklen zu je sieben Gedichten, alle ohne Reim und Satzzeichen. Leser und Hörer sind allein aufs Wort gestellt; ein Drittel der Überschriften hat lediglich ein Wort wie „Woanners“, „Afrika“, „Singen“, „Vertell“, „Mööd“, usw. Die Autorin arbeitet gern mit dem Mittel der Wiederholung, die eine Aussage eindrücklich macht und auch Strophen markiert. Gleichlautenden Überschrift beziehungsweise Anfangs- und Schlusszeile rahmen ein Gedicht. Seltene Stabreime wie „Schrapen schriegen kaputt“, „wull blots dat Best“ haben besonderes Gewicht. Manche Gedichte kommen ohne Metapher aus, der Titel ist ein neues Bildwort.

27 eindrucksvolle Farbaufnahmen laden zum Betrachten, Verweilen und Meditieren ein. Mal illustrieren sie den nebenstehenden Text, ein anderes Mal wird das Bild zum Symbol, das nach Beziehungen zum Gedicht suchen lässt. Dies ist die reizvollere Spielart.

Marianne Ehlers hat als „Schrieverin“, wie sie sich bescheiden charakterisiert, ihren eigenen Ton gefunden. An den Texten ist bis ins Letzte gefeilt; sie sind größtmöglich verdichtet. Die Themen sind Probleme des Lebens und die Welt in ihrer Vielfalt; konkret wird es im Einzelfall und im Detail. Die Texte laden zum Mitfühlen, Mitfreuen und Mitdenken ein, ja, zum Umdenken und zur Umkehr. In Stil und Gehalt erinnert manches an die große ostfriesische Dichterin Greta Schon (1909-1991). Der Gedichtband, den Marianne Ehlers ihren Eltern widmet, ist sorgfältig gearbeitet wie ein kostbares Geschenk; die Form entspricht dem Inhalt.Fügen Sie hier Ihren eigenen Text ein.


Marianne Ehlers - de Fru för’t Plattdüütsche in Sleswig-Holsteen

„Maand ut Papier“ - Gedichten

Se is nedderdüütsche Bibliothekarin, nedderdüütsche Schrieversfru, Vereensvörsittersche vun de Fehrs-Gill, Spraak­politikerin in’n Plattdüütschen Rat un Referentin för Nedderdüütsch bi’n Sleswig-Holsteenschen Heimatbund: Marianne Ehlers is jümmers dorbi, wenn dat in’t nördlichste Bundesland üm Plattdüütsch geiht.

Mit all ehr Aktivitäten - Lesungen, Föhrungen, Ünnerrichten, Bökerweten un Bökerschrieven - stellt se sik vör in ehren Internet-Blog: „Mien plattdüütsch Blog“ (http://platt­dueuetsch­dotcom.wordpress.de/)
Mit ehr letzt Book hett se wat besünners Feines op den Weg bröcht:„Maand ut Papier“ - Gedichten.


„Gedichten. Momentopnahmen. In de lyrischen Biller vun Marianne Ehlers stickt allens dat binnen, wat en Minsch föhlen un spören deit, an wat he denkt, op wat he sik besinnt, wat siene Gedanken de Richt gifft. Binnenleven. Man eerst wenn mehr Biller tohoopkaamt, warrt dor en Landkoort vun de Seel ut. Denn kann dor en Geschicht vun warrn.“
Neumünster: Wachholtz 2012. 64 S., zahlr. Farbfotos (Edition Fehrs-Gilde)
ISBN 978-3-529-04782-4 12,80 €

In „Mien Plattdüütsch Blog“ löövt Heinrich Kröger, de Vörsitter vun de Freudenthal-Gesellschaft, de geföhlfulle Lyrik in dat Book:
„Marianne Ehlers hat in der Edition Fehrs-Gilde einen in der Struktur erstaunlich einheitlichen plattdeutschen Gedichtband geschaffen...
Marianne Ehlers hat als „Schrieverin“, wie sie sich bescheiden charak­terisiert, ihren eigenen Ton gefunden. An den Texten ist bis ins Letzte gefeilt; sie sind größtmöglich verdichtet. Die Themen sind Probleme des Lebens und die Welt in ihrer Vielfalt; konkret wird es im Einzelfall und im Detail. Die Texte laden zum Mitfühlen, Mitfreuen und Mitdenken ein, ja, zum Umdenken und zur Umkehr...“

Quelle: 
PLATTNET-Nachrichten vom 04.02.2013 
RZkultur – Das Kulturportal der Stiftung Herzogtum Lauenburg